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black box Nummer 296 Mai 2021

Keine salomonische Lösung

von Ellen Wietstock

Nachdem bis Ende der 1980er-Jahre in Deutschland ausschließlich die Herstellung von Filmen gefördert wurde, setzte sich ausgehend von einem Pilotprojekt der selbstverwalteten Hamburger
Filmförderung die Erkenntnis durch, es reiche nicht, Filme zu produzieren, sondern man benötige für deren Absatz noch eine zusätzliche Förderung. Es dauerte nicht lange, bis sich auch die Lobby der größeren Produktions- und Verleihfirmen zu Wort meldete und deren Ansprüche formulierte. Es ging also nicht mehr darum, anspruchsvolle Filme mit speziellen Werbemaßnahmen beim Publikum bekannt zu machen, sondern auch und vor allem darum, das Mainstream-Kino noch mit jeweils sechsstelligen Beträgen bei der Auswertung auf dem einheimischen Kinomarkt zu unterstützen. Nach rund 30 Jahren Verleihförderpraxis sieht die Sache so aus: Der größte Anteil der Verleihförderung landet bei den großen Verleihunternehmen, der unabhängige Sektor des Verleihgeschäfts, rund 30 Verleiher, bringen die Filme für den Arthouse-Teilmarkt mit geringen Werbebudgets in die Kinos. Von den von der FFA verteilten Medialeistungen profitieren nahezu ausschließlich die sogenannten Marktführer für die Herausbringung von Unterhaltungsfilmen.

 

3,50 €

 

 

20. Mai 2021|

black box Nummer 295 April 2021

Die Berlinale auf 15 Zoll

von Ellen Wietstock

Wer am ersten Tag der diesjährigen Berlinale morgens um sieben Uhr mit dem Sichtungsmarathon begann, wurde dafür mit einem Kopf und Herz erweiternden Film belohnt. Im Mittelpunkt des
Wettbewerbsbeitrags Ich bin dein Mensch von Maria Schrader steht eine erfolgreiche Wissenschaftlerin, gespielt von Maren Eggert. Sie befasst sich mit persischen Keilschriften, lebt allein, und
entscheidet sich für eine dreiwöchige Testphase mit Tom als potentiellem Lebens- und Liebespartner. Der ist ein nicht Fleisch, sondern Maschine gewordenes Konglomerat, zusammengebaut
nach ihren Wünschen und individuellen Bedürfnissen – ein humanoider Roboter, charmant, verständnisvoll, elegant, attraktiv, und wenn es sein soll, auch ein sensibler Liebhaber, und darüber
hinaus natürlich eine wandelnde Datenbank. Konfrontiert mit diesem perfekten Objekt ihrer Begierde, findet sie sich wieder im Sumpf der eigenen Widersprüche. Will der Mensch überhaupt,
dass alle seine Gefühle und Bedürfnisse erfüllt werden? Will der Mensch nicht lieber immer etwas wünschen wollen? Worin besteht das Surplus des Menschen gegenüber der Maschine – vielleicht in seiner Unzulänglichkeit, seinen Fehlern, seinen dunklen Seiten? Ich bin dein Mensch ist kluges, witziges, leichtes Kino auf der Höhe der Zeit. Ein Film mit einem ausgezeichneten Drehbuch
(Maria Schrader zusammen mit dem Regisseur und Autor Jan Schomburg). Die Internationale Jury vergab ihren Preis für die beste Hauptrolle an das wunderbare Spiel von Maren Eggert. Ich bin dein Mensch hat das Zeug zu einem großen Publikumserfolg, vor allem im Arthaussektor. Man wünscht diesem Film die Mittel für eine richtig gute Werbekampagne, wenn dann möglichst in naher Zukunft die Kinos wieder bespielt werden können.

Zurück in die Zukunft – Ein Rückblick auf die Berlinale 2020
Von Gabriele Leidloff und Max-Peter Heyne

Hilfsprogramme der Bund- und Länderförderungen für Produktion und Verleih
von Ellen Wietstock

Hilfsprogramme für die Kinos

125 Jahre Magie – Das Kino muss weiterleben
von Manfred Wilhelms

docfilm42 – Wie lassen sich Dokumentarfilme mit Zuschauerpotential ans Zielpublikum bringen
Ein Gespräch mit dem Filmemacher Jochen Hick

Außerdem: Kurzmeldungen, Förderentscheidungen, Einreichtermine für Förderanträge, Preise, Prädikate, Festivals und Veranstaltungen.

Redaktionsschluss für black box Nr. XXX ist der 31. Mai 2020.

 

3,50 €

 

10. April 2021|

black box Nummer 294 Januar/Februar 2021

Nachhaltigkeit in der Filmbranche – leider nur halbherzig

Mit dem neuen Entwurf zur Novellierung des Filmförderungsgesetzes (FFG) will Kulturstaatsministerin Monika Grütters nach eigenen Worten die Filmförderung in Zeiten der Pandemie flexibler
machen. Die Neufassung gilt für die kommenden zwei Jahre. Weitere Reformen und Änderungsvorschläge sollen bis zur nächsten FFG-Novellierung im Jahre 2024 mit Akteuren der Filmwirtschaft diskutiert werden.

Nachhaltigkeit in der Filmbranche – leider nur halbherzig
Ein Kommentar zum Green Shooting von Ellen Wietstock

Die zweigeteilte Berlinale
Von Ellen Wietstock

Kommunale Filmarbeit und Corona 2020
Morticia Zschiesche über die Ergebnisse der Mitgliederumfrage des Bundesverbands Kommunale Filmarbeit.

Kurzmeldungen über neue Vergütungsregelungen für TV-Auftragsproduktionen sowie Förderhilfen vom Bund für gewerbliche Kinobetriebe.

Außerdem: Wer macht was mit wem, Förderentscheidungen, Einreichtermine für Förderanträge, Preise, Prädikate, Festivals und Veranstaltungen.

3,50 €

 

8. Januar 2021|

black box Nummer 293 November/Dezember 2020

Und bist Du nicht willig …

Wenn Veränderungen das Ziel sind, können die Ideen doch gar nicht radikal genug sein.
Radikal? Wer redet denn von radikal, wir sind keine kleine radikale Minderheit, sondern die Hälfte der Weltbevölkerung, die Hälfte der Regie-Absolventen der Filmhochschulen, der Drehbuchschreiber, die Hälfte des Arthouse-Publikums. Wir zahlen Steuern und sicher auch die Hälfte der Haushaltsabgabe für das öffentlich-rechtliche Fernsehen. Und – ganz wichtig: Wir stehen auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung.
Was steht denn dazu im Grundgesetz?

Und bist Du nicht willig …
Ein Kommentar von Ellen Wietstock über die Vergabe der Filmfördermittel unter Genderaspekten.
Warum nicht endlich Halbe-Halbe?

Wem gehört der Erfolg?
Von Ellen Wietstock über den Fall Anika Decker ./. Warner Bros.

Wann, wenn nicht jetzt?
Und noch einmal ein Beitrag zum Thema Gleichstellung und die Initiative von
Pary El-Qalquili und Biene Pilavci zur Ausschreibung Unbeschreiblich weiblich von Arte/ZDF.

Filmfestivals: Freund oder Feind?
Daniel Sponsel über die Bedeutung und Zukunft von Filmfestivals im aktuellen Wandel der Filmpräsentation.

Vieles kann neu gedacht werden: Was ist das Beste für den Film?
Ein Interview mit Albert Wiederspiel und Katrin Kohlstedde vom Filmfest Hamburg.

Solidarisierung statt Konkurrenz
Silvia Hallensleben über eine Veranstaltung der Dokumentarfilminitiative im Filmbüro NW
zum Thema Bildet Banden.

Außerdem: Kurzmeldungen, Wer macht was mit wem, Förderentscheidungen, Einreichtermine für Förderanträge, Preise, Prädikate, Festivals und Veranstaltungen.

3,50 €

 

14. November 2020|

black box Nummer 292 Oktober 2020

Zuhören und handeln

Gerne hätte man in den letzten beiden Jahren einmal die Türen der Filmförderungsgebäude geöffnet und gerufen: Hallo, jemand da? Von einem Teil der Branche wurden präzise ausgearbeitete Expertisen wie die Frankfurter Positionen – eine Arbeit, die man sich von den Verantwortlichen und Entscheidern in den Förderinstitutionen gewünscht hätte. Keine Reaktion, nirgends. Doch dürfte all denen, die an der Erhaltung des Filmfördersystems in seiner jetzigen Form festhalten, ein gehöriger Schreck in die Glieder gefahren sein – den Funktionären und Chefinnen der Bund- und Länderförderungen sowie den Fernsehsendern auf der einen und vor allem die großen Produktions- und Verleihfirmen sowie einige unabhängige Firmen auf der anderen Seite, die sich glücklich schätzen können, aus den Fördertöpfen regelmäßig bedient zu werden. Vor allem die Leute, an die dieser Appell gerichtet war, stellten sich taub und hofften insgeheim, das Frankfurter Positionspapier würde sich versenden. Tat es aber nicht, stattdessen fanden sich in den Stellungnahmen zahlreicher Filmverbände zur FFG-Novellierung eben diese Vorschläge wieder: mehr Produktionsförderung für künstlerische Filme, Transparenz von Förderentscheidungen, Ende des Fördertourismus, Gendergerechtigkeit, neue Modelle zur Zusammenarbeit mit Fernsehsendern, Aufhebung der Eingangsschwellen bei der Referenzfilmförderung, bundesweiter Nachwuchstopf.

Zuhören und handeln
Von Ellen Wietstock

Fragen einer besorgten Filmarbeiterschaft
Ein Offener Brief von mehreren Filmverbänden an Kulturstaatsministerin Monika Grütters zur Novellierung des Filmförderungsgesetzes (FFG)

LetsDOK – zum 40jährigen Bestehen der AG Dokumentarfilm
Ein Gespräch mit Susanne Binninger vom Vorstand der AG Dok.

Es fehlt das Verständnis für das kreative Schaffen
Ein Gespräch mit der Regisseurin Sabine Derflinger über den Versuch, in Deutschland einen Kinodokumentarfilm über Alice Schwarzer zu finanzieren.

Leif in Concert – Vol.2: ein Indie-Kinofilm im Strudel der Corona-Krise
Ein Gespräch mit dem Regisseur Christian Klandt über die Auswertungsmöglichkeiten unabhängig produzierter Kinofilme.

Kurzmeldung: Erika und Ulrich – Ein Leben für den Film. Ein Dokumentarfilm von Alice Agneskirchner.

Außerdem: Wer macht was mit wem, Förderentscheidungen, Einreichtermine für Förderanträge, Preise für deutsche Filme, Prädikate, Festivals und Veranstaltungen.

 

3,50 €

 

22. Oktober 2020|

black box Nummer 291 August 2020

Gespräch mit Michael Höfner

Wie geht es den kleinen und mittleren Verleihunternehmen, die seit fast drei Monaten keine Einkünfte aus der Kinoauswertung verzeichnen konnten?
Michael Höfner: Mir erscheint ein Großteil der Betriebe wie gelähmt. Die Verleiher, die beispielsweise in der AG Verleih zusammengeschlossen sind, sind oft Einzelunternehmer ohne angestelltes Personal und könnten vermutlich Selbständigenhilfen der Bundesländer beantragen. Oft gibt es aber auch die Kombination Verleiher mit eigenen Kinos. Die sind dann doppelt getroffen. Da sich niemand wirklich äußern will, kann ich die Frage nicht beantworten. Mein Verleih GMfilms hatte in diesem Sommer sowieso keine Herausbringung geplant, und da meine Filme im Prinzip auch nicht freiluftkinotauglich sind, hätte ich sowieso keine Einnahmen gehabt. Filmstarts für den Herbst oder das kommende Frühjahr zu planen finde ich aber extrem schwierig, also unplanbar.

BKM-Verleihförderung: Wissen sie, was sie da tun?
von Ellen Wietstock

TV-Werbung für Filmkunst ist nicht sinnlos
Ein Gespräch mit dem Verleiher Michael Höfner über die Medialeistungen der FFA und die Crux mit der Verleihförderung für Filmkunst allgemein.

Corona, das Kino und die virtuelle Gesellschaft
Oder: Mit welchem Kino und in welcher Gesellschaft wollen wir leben?
Von Erwin Heberling

Der Kurzfilm und der öffentlich-rechtliche Kulturauftrag
Ein Interview mit Lars Henrik Gass von den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen

Außerdem: Produktionsmitteilungen, Förderentscheidungen, Einreichtermine für Anträge auf Filmförderung, Preise, Prädikate, Festivals und Veranstaltungen.

 

3,50 €

 

12. August 2020|

black box Nummer 290 Juni/Juli 2020

Der Film als Beigabe

In der ZEIT vom 04. Juni 2020 erschien ein Artikel des Regisseurs und Autors Edgar Reitz mit dem Titel Warum wir das Kino brauchen. Zum Artikel gehört ein Schwarz-Weiß-Foto, das pure Magie ist: Es zeigt die Schauspieler Gudrun Landgrebe und Jörg Richter, betörend jung und schön, in einer Liebesszene. Der Kameramann Gernot Roll fängt einen Augenblick ein, in dem Liebe entsteht und in dem zugleich deren Vergänglichkeit sichtbar wird. Auf den ersten Blick ein absoluter Kinomoment, aber es handelt sich um eine Einstellung aus dem ersten Teil der Filmtrilogie Heimat, konzipiert und inszeniert von Edgar Reitz. 1984 für die ARD gedreht, die einzelnen Folgen wurden jeweils zur Hauptsendezeit um 20.15 Uhr ausgestrahlt. So etwas war einmal ganz selbstverständlich, man mag es kaum glauben. Edgar Reitz wurde übrigens mit dieser Fernsehserie zum Filmfestival von Venedig eingeladen. Fernsehen und Streaming-Angebote können also durchaus Kino sein, was nicht zuletzt auch der grandiose Film Roma von Alfonso Cuarón gezeigt hat.

3,50 €

4. Juni 2020|
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