black box Nummer 321 – Juli 2024
Beim großen Wurf muss noch nachgebessert werden
Mitte Juli, unmittelbar vor der parlamentarischen Sommerpause, gab Kulturstaatsministerin Claudia Roth eine Presseerklärung zur Reform der Filmförderung heraus. Was in Bezug auf die kulturelle Filmförderung innerhalb des Umbaus des Gesamtsystems zu erwarten ist, wurde nun präzisiert.
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black box Nummer 320 – Juni 2024
Den deutschen Film von der Bürokratie befreien
Schon wieder ist kein deutscher Film in Cannes. Schlechte Nachrichten für Verleiher, Produzentinnen, Autoren und Autorinnen. Allen geht es an die Existenz. Die Filmförderung muss wieder einmal umgebaut werden muss.
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black box Nummer 319 – April/Mai 2024
Ausprobieren und schauen, was herauskommt
In diesem Jahr entschied im ersten Schritt das Los. Und zugelassen waren zum Deutschen Filmpreis endlich alle eingereichten Filme, die die Regularien erfüllten, und nicht nur die, die eine Jury aus Akademiemitgliedern vorausgewählt hatte.
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black box Nummer 318 – März 2024
Näheres regelt eine Richtlinie
Das ist ein Satz, der im Referentenentwurf zur FFG-Novellierung noch mehrfach vor-kommt. Von der Ausgestaltung dieses Spielraums wird auch abhängen, inwieweit das neue FFG dann tatsächlich auch Möglichkeiten bietet, vor allem dem künstlerischen Film mehr Geltung zu verschaffen.
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black box Nummer 317 – Februar 2024
Hauptsache produzieren – aber welche Filme?
Der seit einem halben Jahr erwartete Referentenentwurf zur FFG-Novellierung, eingebettet in ein neues Filmförderungsmodell, liegt nun selbst zur Berlinale noch nicht vor. Kultur-staatsministerin Claudia Roth präsentierte am Vorabend des Festivals zu den drei Schwer-punkten der Reform – Steueranreizmodell, Investitionsverpflichtung und FFG – lediglich Diskussionsvorschläge.
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black box Nummer 316 – November 2023
Plötzlich berühmt
Erste Frau an der Spitze der Berlinale, film- und festivalerfahren (aktiv und passiv) – das ist Tricia Tuttle, ab 1. April 2024 neue Intendantin der Internationalen Filmfestspiele Berlin. Hand aufs Herz: Haben Sie den Namen schon einmal gehört?
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black box Nummer 315 – Oktober 2023
Kann es sein, dass Künstliche Intelligenz ein Geschenk an alle Künstler ist?
Tldr.: Das Geschäft ist unfair. Unfair zu den KünstlerInnen und Kreativen, die ihre Ideen auf einem Markt verkaufen müssen, der sie genauso herablassend behandelt, wie er sie braucht. Doch ab und zu geschieht etwas Außergewöhnliches und Revolutionäres.
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black box Nummer 314 – September 2023
Nur noch eine/r – ist das die Lösung?
An dem Modell Doppelspitze kann es nicht gelegen haben, dass die Berlinale auf diese Weise gegen die Wand gefahren wurde, denn auf den beiden großen A-Festivals Cannes und Venedig scheint es ja auch zu gehen.
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black box Nummer 313 – Juli/August 2023
Nachwuchsförderung – anonymisiert und ohne Altersbegrenzung
Ein Gespräch mit Mariana Schneider, Direktorin der Stiftung Kuratorium junger deutscher Film, über die Zukunft des Kuratoriums junger deutscher Film und die Frage, wie die Nachwuchsförderung im Sinne der Talente aussehen sollte.
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black box Nummer 312 Juni 2023
Mehr Automatismus bei Verleih-, Vertrieb- und Kinoförderung
Wenn eine Novellierung des FFG ansteht, die dieses Mal als große Reform der Filmförderungssystems über die Bühne gehen soll, steht in der Regel die Produktion von Filmen im Vordergrund. Umso wichtiger ist es, gerade jetzt den Blick auf die Auswertung der Filme zu richten, die jenseits des Family-Entertainments und des Unterhaltungskinos neue filmische Formen und Stilmittel ausprobieren und vor allem nach Originalstoffen entstehen.
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black box Nummer 311 Mai 2023
Die undotierte Lola – eine einfache und kluge Lösung
Bei der geballten Ladung Kritik, die in diesem Jahr im Umfeld der Verleihung des Deutschen Filmpreises sowohl von Filmjournalisten und Filmkritikern als auch aus der Branche selbst zu vernehmen war, darf man hoffen, dass sich nun endlich etwas tut.
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black box Nummer 310 März/April 2023
„Bringt mir den neuen Toni Erdmann“ oder Orchideen im Tulpenfeld
Ein Gedankenaustausch zur gegenwärtigen filmpolitischen Situation mit der Produzentin und Dozentin Anna de Paoli.
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black box Nummer 309 Januar/Februar 2023
Nun müssen auch Taten folgen
Wird jetzt endlich alles anders? Mit standing ovations bedankte sich der produzierende Teil der Filmbranche bei Kulturstaatsministerin Claudia Roth für ihr Acht-Punkte-Reformprogramm zur
Umstrukturierung der Filmförderung. Es sieht folgendes vor: 1. Zusammenlegung der FFA- und BKM-Förderung zur bundesweiten Filmagentur. 2. Stärkung der Entwicklungsförderung.
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black box Nummer 308 Dezember 2022
Der Nachwuchs braucht Talent, Freiheit, Mut und Ansporn
Das Kuratorium junger deutscher Film ist die älteste kulturelle Filmförderungsinstitution. Zum Zeitpunkt der Gründung im Jahre 1965 war die Filmförderlandschaft in der Bundesrepublik Deutschland noch spärlich besiedelt, die Anzahl der Ausbildungsstätten ebenfalls überschaubar. Das Ulmer Institut für Filmgestaltung unter der Leitung von Alexander Kluge existierte bereits seit 1961, die Filmhochschulen in West-Berlin (DFFB) und in München (HFF) waren gerade gegründet oder im Entstehen begriffen.
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black box Nummer 307 November 2022
Der große Wurf liegt schon auf dem Tisch
Wer schon ein wenig länger in der Filmwelt unterwegs ist, kommt sich langsam vor wie in einer Zeitschleife. Und wer schon die x-te FFG-Novellierung mitdiskutiert und sehenden Auges verfolgt
hat, der wünscht sich nun endlich einen Paukenschlag zum Auftakt eines tatkräftigen Handelns. Von der Kulturstaatsministerin Claudia Roth und ihrer Behörde ist dieser Paukenschlag vorerst nicht zu erwarten, vielmehr hat sie eine Verlängerung der Laufzeit des FFG bis Ende 2024 angekündigt. Diese Entscheidung bedeutet, dem Dilemma des deutschen Films noch zwei weitere Jahre zuzusehen und mit den Kinos um das Überleben zu bangen.
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black box Nummer 306 Oktober 2022
BKM-Kinoprogrammpreis – Warum nicht so wie bisher?
Zuerst die gute Nachricht: Die Nachfrage nach Filmen und Serien ist ungebrochen. Laut FFA ist ein Allzeithoch für Bewegtbildunterhaltung zu verzeichnen. 1,8 Milliarden Euro wurden für Home
Video und Kino im ersten Halbjahr 2022 ausgegeben. Auf den Verkauf von Kinotickets entfallen 321 Mio. Euro. Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2019 lag der Umsatz an der deutschen Kinokasse
noch bei 486 Mio. Euro. Und die alarmierende Nachricht lautet: Mit über 1,1 Milliarden Euro erreichten die Streamingdienste den höchsten Wert in der Langzeitbetrachtung.
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black box Nummer 305 – August 2022
Heinze, Henke, Schlesinger … sie sind nicht allein
Schon vergessen? Der Fall Patricia Schlesinger ist keineswegs ein Einzelfall. Auch andere ARD-Sender hatten ihre Medienskandale, zum Beispiel die Causa Doris Heinze. Die ehemalige NDR-Fernsehspielchefin, Mitglied zahlreicher Filmförderungsgremien, wurde 2012 wegen der Drehbuch-Affäre entlassen und auch verurteilt.
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black box Nummer 304 Juni/Juli 2022
Der Preis und das Geld
Als die Produzenten Bernd Eichinger und Stefan Arndt vor fast zwanzig Jahren die Deutsche Filmakademie gründeten, um (unter anderem) den Deutschen Filmpreis, genauer gesagt, die hoch dotierten Auszeichnungen durch die Mitglieder vergeben zu lassen, gab es sowohl von Seiten der Filmkritik als auch aus der Branche selbst heftige Kritik. Das hoch komplizierte Vergabeverfahren,
verbunden mit einer geheimen Wahl, wurde der Politik als demokratisches und gerechteres Verfahren gegenüber einem Jury-Modell verkauft.
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black box Nummer 303 Mai 2022
An ihren Taten sollt Ihr sie erkennen
Mittlerweile werden ziemlich viele Leute aus den verschiedensten Gründen bereuen, bei der letzten Bundestagswahl die Grünen gewählt zu haben. Bislang orientierte sich diese Partei mit ihrer kompetenten medienpolitischen Sprecherin Tabea Rößner in ihren filmpolitischen Stellungnahmen an den Belangen und Forderungen der unabhängigen Filmszene. Im Mittelpunkt ihres Interesses standen die kleineren und mittelständischen Firmen in der Produktions- und Verleihlandschaft, kurz: der filmkünstlerische Teil der Branche, der Arthouse-Sektor.
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black box Nummer 302 April 2022
High End – Wer macht das Seriengeschäft?
Unter Filmförderung verstand man ursprünglich einmal die Förderung von Kinofilmen. Klammheimlich schlich sich die Förderung von Fernsehfilmen in die Spruchpraxis der Länderförderer ein – getarnt durch ein Kooperationsmodell. Doch damit nicht genug: 2016 wurde vom Bund der German Motion Picture Fund (GMPF) installiert, ein anfangs mit rund zehn Millionen Euro pro Jahr ausgestatteter Sondertopf zum Zwecke der Herstellung von High End-Serien.
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black box Nummer 301 Februar 2022
So geht es einfach nicht weiter
Gerade ist die Berlinale zu Ende gegangen. Von politischer Seite waren kämpferische Appelle für das Kino zu hören, für das Filme sehen auf der großen Leinwand. Hört sich gut an, hat aber wenig mit der Arbeit der unabhängigen Verleiher zu tun, die seit Jahren in Deutschland Filmkunst ins Kino bringen. Björn Koll von Salzgeber Medien hat Anfang Februar einen Offenen Brief an Filme-macher/innen und Produzent/innen verfasst (im Wortlaut siehe Seite 4), in dem er klare Worte findet, um die dysfunktionalen Produktions- und Auswertungsstrukturen zu beschreiben. Wir haben nachgefragt, warum es so nicht weiter gehen kann und wie Lösungen aussehen könnten.
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black box Nummer 300 November 2021
Die Fortschrittsstudie – alles Lüge
Wenn einer eine Studie in Auftrag gibt bzw. diese wesentlich finanziert, dann sollte man sich die Ergebnisse besonders genau anschauen. Fast möchte man bei der Präsentation mit Rio Reiser Alles Lüge rufen, Es ist wahr, aber die Malisa-Stiftung mit Maria Furtwängler und ihrer Tochter ist auf den Zug aufgesprungen, den die Initiative Pro Quote Regie vor sechs Jahren in Bewegung gesetzt und mit Unter den Financiers der Malisa-Stiftung Denn im Ergebnis bleibt hängen: im fiktionalen Bereich ist das Genderverhältnis so gut wie ausgeglichen.
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black box Nummer 299 Oktober 2021
Wann ist ein Kinofilm ein Kinofilm?
von Ellen Wietstock
Gerade hat ein Fernsehfilm die Goldene Lola des Deutschen Filmpreises gewonnen, dotiert mit 500.000 Euro Preisgeld aus der kulturellen Filmförderung. Eine hübsche Summe als Anschubfinanzierung für den nächsten – ja was nun, Kino- oder Fernsehfilm? Die Tatsache, dass Ich bin Dein Mensch, inszeniert von Maria Schrader, geschrieben von Jan Schomburg, zusammen mit der Regisseurin, einen beachtlichen Erfolg auf dem deutschen Kinomarkt erzielte und außerdem noch als deutscher Beitrag für den Auslands-Oscar ausgewählt wurde, wirft eine ganze Reihe von Fragen auf.
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black box Nummer 298 August 2021
Sie entscheiden, was gefördert wird
von Ellen Wietstock
In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung sagte die Regisseurin und Schauspielerin Franke Potente über die Gremien der deutschen Filmförderung folgendes: „Zugespitzt formuliert: Die Entscheidungsträger sind oft Männer einer gewissen Generation, die glauben, Frauen würden ständig frieren, weinen und ihre Tage haben. Und dass man ihnen deshalb kein Filmbudget anvertrauen kann.“ Was die Filmbudgets für Frauen angeht, stimmt der Eindruck schon, nur die Sache mit den Entscheidungsträgern stellt sich bei genauerem Hinsehen anders dar.
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black box Nummer 297 Juni/Juli 2021
Schön wär’s: Die kulturelle Filmförderung als Impulsgeber
von Ellen Wietstock
Wer in diesen Tagen die Berichterstattung über das Festival von Cannes verfolgt und sich die Übersicht über die ausgewählten Filme im offiziellen Programm mit Angaben der Herkunftsländer anschaut, wird Deutschland vermissen. Denn das Festival gibt stets nur ein Land als Produktionsland an. Würden nämlich die koproduzierenden, das heißt, mitfinanzierenden Länder genannt, sähe die Sache schon ganz anders aus. In diesem Jahr waren deutsche Filmförderungsinstitutionen an zehn Wettbewerbsbeiträgen finanziell beteiligt. Die Festivalleitung von Cannes findet das offenbar nicht erwähnenswert, unsere Länderförderer hingegen schon (BKM und FFA halten sich dankenswerter-weise bei der Vergabe dieser ziemlich peinlichen Gütesiegel zurück).
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black box Nummer 296 Mai 2021
Keine salomonische Lösung
von Ellen Wietstock
Nachdem bis Ende der 1980er-Jahre in Deutschland ausschließlich die Herstellung von Filmen gefördert wurde, setzte sich ausgehend von einem Pilotprojekt der selbstverwalteten Hamburger
Filmförderung die Erkenntnis durch, es reiche nicht, Filme zu produzieren, sondern man benötige für deren Absatz noch eine zusätzliche Förderung. Es dauerte nicht lange, bis sich auch die Lobby der größeren Produktions- und Verleihfirmen zu Wort meldete und deren Ansprüche formulierte. Es ging also nicht mehr darum, anspruchsvolle Filme mit speziellen Werbemaßnahmen beim Publikum bekannt zu machen, sondern auch und vor allem darum, das Mainstream-Kino noch mit jeweils sechsstelligen Beträgen bei der Auswertung auf dem einheimischen Kinomarkt zu unterstützen. Nach rund 30 Jahren Verleihförderpraxis sieht die Sache so aus: Der größte Anteil der Verleihförderung landet bei den großen Verleihunternehmen, der unabhängige Sektor des Verleihgeschäfts, rund 30 Verleiher, bringen die Filme für den Arthouse-Teilmarkt mit geringen Werbebudgets in die Kinos. Von den von der FFA verteilten Medialeistungen profitieren nahezu ausschließlich die sogenannten Marktführer für die Herausbringung von Unterhaltungsfilmen.
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black box Nummer 295 April 2021
Die Berlinale auf 15 Zoll
von Ellen Wietstock
Wer am ersten Tag der diesjährigen Berlinale morgens um sieben Uhr mit dem Sichtungsmarathon begann, wurde dafür mit einem Kopf und Herz erweiternden Film belohnt. Im Mittelpunkt des
Wettbewerbsbeitrags Ich bin dein Mensch von Maria Schrader steht eine erfolgreiche Wissenschaftlerin, gespielt von Maren Eggert. Sie befasst sich mit persischen Keilschriften, lebt allein, und
entscheidet sich für eine dreiwöchige Testphase mit Tom als potentiellem Lebens- und Liebespartner. Der ist ein nicht Fleisch, sondern Maschine gewordenes Konglomerat, zusammengebaut
nach ihren Wünschen und individuellen Bedürfnissen – ein humanoider Roboter, charmant, verständnisvoll, elegant, attraktiv, und wenn es sein soll, auch ein sensibler Liebhaber, und darüber
hinaus natürlich eine wandelnde Datenbank. Konfrontiert mit diesem perfekten Objekt ihrer Begierde, findet sie sich wieder im Sumpf der eigenen Widersprüche. Will der Mensch überhaupt,
dass alle seine Gefühle und Bedürfnisse erfüllt werden? Will der Mensch nicht lieber immer etwas wünschen wollen? Worin besteht das Surplus des Menschen gegenüber der Maschine – vielleicht in seiner Unzulänglichkeit, seinen Fehlern, seinen dunklen Seiten? Ich bin dein Mensch ist kluges, witziges, leichtes Kino auf der Höhe der Zeit. Ein Film mit einem ausgezeichneten Drehbuch
(Maria Schrader zusammen mit dem Regisseur und Autor Jan Schomburg). Die Internationale Jury vergab ihren Preis für die beste Hauptrolle an das wunderbare Spiel von Maren Eggert. Ich bin dein Mensch hat das Zeug zu einem großen Publikumserfolg, vor allem im Arthaussektor. Man wünscht diesem Film die Mittel für eine richtig gute Werbekampagne, wenn dann möglichst in naher Zukunft die Kinos wieder bespielt werden können.
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black box Nummer 294 Januar/Februar 2021
Nachhaltigkeit in der Filmbranche – leider nur halbherzig
Mit dem neuen Entwurf zur Novellierung des Filmförderungsgesetzes (FFG) will Kulturstaatsministerin Monika Grütters nach eigenen Worten die Filmförderung in Zeiten der Pandemie flexibler
machen. Die Neufassung gilt für die kommenden zwei Jahre. Weitere Reformen und Änderungsvorschläge sollen bis zur nächsten FFG-Novellierung im Jahre 2024 mit Akteuren der Filmwirtschaft diskutiert werden.
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black box Nummer 293 November/Dezember 2020
Und bist Du nicht willig …
Wenn Veränderungen das Ziel sind, können die Ideen doch gar nicht radikal genug sein.
Radikal? Wer redet denn von radikal, wir sind keine kleine radikale Minderheit, sondern die Hälfte der Weltbevölkerung, die Hälfte der Regie-Absolventen der Filmhochschulen, der Drehbuchschreiber, die Hälfte des Arthouse-Publikums. Wir zahlen Steuern und sicher auch die Hälfte der Haushaltsabgabe für das öffentlich-rechtliche Fernsehen. Und – ganz wichtig: Wir stehen auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung.
Was steht denn dazu im Grundgesetz?
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black box Nummer 292 Oktober 2020
Zuhören und handeln
Gerne hätte man in den letzten beiden Jahren einmal die Türen der Filmförderungsgebäude geöffnet und gerufen: Hallo, jemand da? Von einem Teil der Branche wurden präzise ausgearbeitete Expertisen wie die Frankfurter Positionen – eine Arbeit, die man sich von den Verantwortlichen und Entscheidern in den Förderinstitutionen gewünscht hätte. Keine Reaktion, nirgends. Doch dürfte all denen, die an der Erhaltung des Filmfördersystems in seiner jetzigen Form festhalten, ein gehöriger Schreck in die Glieder gefahren sein – den Funktionären und Chefinnen der Bund- und Länderförderungen sowie den Fernsehsendern auf der einen und vor allem die großen Produktions- und Verleihfirmen sowie einige unabhängige Firmen auf der anderen Seite, die sich glücklich schätzen können, aus den Fördertöpfen regelmäßig bedient zu werden. Vor allem die Leute, an die dieser Appell gerichtet war, stellten sich taub und hofften insgeheim, das Frankfurter Positionspapier würde sich versenden. Tat es aber nicht, stattdessen fanden sich in den Stellungnahmen zahlreicher Filmverbände zur FFG-Novellierung eben diese Vorschläge wieder: mehr Produktionsförderung für künstlerische Filme, Transparenz von Förderentscheidungen, Ende des Fördertourismus, Gendergerechtigkeit, neue Modelle zur Zusammenarbeit mit Fernsehsendern, Aufhebung der Eingangsschwellen bei der Referenzfilmförderung, bundesweiter Nachwuchstopf.
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black box Nummer 291 August 2020
Gespräch mit Michael Höfner
Wie geht es den kleinen und mittleren Verleihunternehmen, die seit fast drei Monaten keine Einkünfte aus der Kinoauswertung verzeichnen konnten?
Michael Höfner: Mir erscheint ein Großteil der Betriebe wie gelähmt. Die Verleiher, die beispielsweise in der AG Verleih zusammengeschlossen sind, sind oft Einzelunternehmer ohne angestelltes Personal und könnten vermutlich Selbständigenhilfen der Bundesländer beantragen. Oft gibt es aber auch die Kombination Verleiher mit eigenen Kinos. Die sind dann doppelt getroffen. Da sich niemand wirklich äußern will, kann ich die Frage nicht beantworten. Mein Verleih GMfilms hatte in diesem Sommer sowieso keine Herausbringung geplant, und da meine Filme im Prinzip auch nicht freiluftkinotauglich sind, hätte ich sowieso keine Einnahmen gehabt. Filmstarts für den Herbst oder das kommende Frühjahr zu planen finde ich aber extrem schwierig, also unplanbar.
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black box Nummer 290 Juni/Juli 2020
Der Film als Beigabe
In der ZEIT vom 04. Juni 2020 erschien ein Artikel des Regisseurs und Autors Edgar Reitz mit dem Titel Warum wir das Kino brauchen. Zum Artikel gehört ein Schwarz-Weiß-Foto, das pure Magie ist: Es zeigt die Schauspieler Gudrun Landgrebe und Jörg Richter, betörend jung und schön, in einer Liebesszene. Der Kameramann Gernot Roll fängt einen Augenblick ein, in dem Liebe entsteht und in dem zugleich deren Vergänglichkeit sichtbar wird. Auf den ersten Blick ein absoluter Kinomoment, aber es handelt sich um eine Einstellung aus dem ersten Teil der Filmtrilogie Heimat, konzipiert und inszeniert von Edgar Reitz. 1984 für die ARD gedreht, die einzelnen Folgen wurden jeweils zur Hauptsendezeit um 20.15 Uhr ausgestrahlt. So etwas war einmal ganz selbstverständlich, man mag es kaum glauben. Edgar Reitz wurde übrigens mit dieser Fernsehserie zum Filmfestival von Venedig eingeladen. Fernsehen und Streaming-Angebote können also durchaus Kino sein, was nicht zuletzt auch der grandiose Film Roma von Alfonso Cuarón gezeigt hat.
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black box Nummer 289 April/Mai 2020
Zurück in die Zukunft
Die Berlinale feierte den Autorenfilm, der sich nun in Quarantäne befindet. Waren die Internationalen Berliner Filmfestspiele eventuell für längere Zeit das letzte A-Festival angesichts der Coronakrise, in deren Dynamik alle anderen Filmfestivals und Branchentreffen wie Dominosteine umfallen bzw. abgesagt werden mussten? Optimisten verschiebe n ihre Kinostarts und Events auf den Spätsommer und Herbst, während die Virologen mit weiteren Einschränkungen im öffentlichen Leben rechnen. In einer Zeit, in der die Menschen dieser Welt zur Entschleunigung aufgerufen sind, ist die Zukunft sehr spannend. Mit Karacho werden neue Weichen gestellt, bürokratische Hindernisse beseitigt und durch den Schock keine trägen Umwege mehr gewählt. Diese Erfahrung teilen branchenübergreifend alle Beteiligten. Es gibt kein Zurück! Nach der Besinnung auf die Dynamik der Umstrukturierung entpuppt sich reflektierend im besten Falle ein Fokus im Spiegel der Werte. Der Aktionismus, in dem sich jeder zu verlieren droht, verlagert sich hoffentlich nicht auf andere Plattformen bzw. in die Zukunft. Der Trend zu diesem Verhalten hat sich aufgestaut und ist dementsprechend kollabiert. Wie könnte eine Korrektur nachhaltig Wirkung zeigen?
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black box Nummer 288 März 2020
Die Zärtlichkeit der Rüden
Ein Gespräch mit der Regisseurin Connie Walther über ihren neuen Kinofilm Die Rüden, Auf der Leinwand sind zu sehen: Echte schwere Jungs, eine Hundetrainerin, hoch aggressive Rüden in
einem geschlossenen Raum, kein Plot. Ein großes Experiment, gesellschaftspolitisch auf der Höhe der Zeit, ein herausragender Film, der visuell ganz neue Wege geht. Das Thema, sagt die Regisseurin, ist Zärtlichkeit. Wie geht das zusammen?
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